Klavier von Burger & Jacobi, Baujahr circa 1928

Burger & Jacobi sind ein Spiegelbild des Klavierbaus in Zentraleuropa. Einst waren es Klavierbauer aus der Schweiz, die anfangs selbst noch eine andere Marke übernommen haben, bevor sie 1990 selbst übernommen worden sind. Heute ist es nur noch ein Scheinprodukt, ein Name aus längst vergangenen Zeiten, der mit einer auf ein neues Label reduzierten Story mit Mehr-Wert aufgeladen wird. Das Label lautet Made in Europe. Der indirekt abzuleitende Mehr-Wert besteht darin, dass diese Instrumente nicht aus Asien, vor allem nicht aus China kommen. Dazu finden Sie am Ende dieser Klaviergeschichte weitere Informationen.

Unser Klavier ist 130 cm hoch. Es verfügt somit über einen ordentlichen Klangkörper. Mit der Höhe des Klaviers verbunden ist die Länge der Saiten. Das sind die beiden ersten Qualitätskriterien auf dem Weg zum guten Klang. Als nächstes ist der handgewalkte Filz sowie die Form der Klavierhämmer anzuführen. Der so genannte romantische Pianoklang, der den Hörnerv so vieler Menschen positiv anspricht, wird zum Teil durch die runde Form des Klavierhammers erzeugt. Die im Vergleich zu spitzeren Hammerformen größere Auftrefffläche auf den Saiten bewirkt einen grundtönigen Klang, den wir als Wohlklang empfinden.

Weitere Kriterien für den guten Klavierklang sind konstruktive Maßnahmen wie z.B. die so genannte Bassbrücke. Auf den Bildern des Klaviers aus diesem Hörbeispiel sehen wir, dass die Bassbrücke nach links einen außergewöhnlichen Ausläufer hat, der sogar den Steg der Mittellage tangiert. Das Eregbnis ist hörbar. Achten Sie einmal bewusst beim Hören der Aufnahmen darauf, wie der Bass auf Sie stärker wirkt, als die Mittellage und der Diskant.

weitreichende Bassbrücke im Klavier von Burger-Jacobi

Klang spüren: Einen guten Bass spürt man im Bauch. Das wiederum aktiviert so genannte Somatische Marker, die wir bereits als Embryo gebildet haben. Denn das Embryo kann zuerst spüren, bevor es ungefähr ab der 21. Woche der Schwangerschaft zu hören beginnt. In der Übergangsphase vom Fühlen zum Hören existiert ein Sowohl-als-auch, also eine Kombination aus dem Spüren und Hören, was ich Hörfühlen nenne. Die Verbindung verschiedener Sinne ist anfangs so etwas wie der Normalfall. Das Nervensystem muss erst noch lernen, dass bestimmte Leitungen für bestimmte Datenformate reserviert sind. Wird dieser Lernprozesse nicht vollständig vollzogen, so bleibt man lebenslang in der Lage, z.B. Töne zusätzlich als Farben wahrzunehmen. Diesen Datenverarbeitungstyp nennt man Synästhesie. Gespürt haben wir z.B. zuerst den Herzschlag der Mutter, bevor wir diesen auch hören konnten. Danach hörten wir durch das Fruchtwasser gefiltert die ersten Klänge aus der Welt wie z.B. die Stimme des Vaters. Im Gegensatz dazu hört das Embryo die Stimme der Mutter bevorzugt über die Knochenleitungen des Beckens direkter und in Stereo. Wir haben somit schon einige Monate vor der Geburt die Sprache der Mutter vernommen, weshalb wir von der Muttersprache sprechen. Lernen beginnt demnach bereits vorgeburtlich. Die erwähnten Somatischen Marker sind die Verbindung von Gefühlen mit bestimmten Ereignissen. Diese Erlebnisse sind aufgrund dieser Verbindung nachhaltig gespeichert, man könnte auch sagen, dass sie dauerhaft gelernt wurden. Einander ähnliche bzw. im Idealfall identische Signale lösen über den Mechanismus der Somatischen Marker auch später noch die früh angelegten Gefühle aus. Die Ähnlichkeit der Signale ist in unserem Fall die Kategorie des grundtönig gefärbten Klangs des Klaviers sowie der vom Embryo durch das Fruchtwasser gefilterte erste Klang der Welt. Warum erzähle ich Ihnen das? Weil es uns zu verstehen erlaubt, was das Wohlige, also das Emotionale, am Wohlklang ausmacht. Wenn nämlich durch das Klangmuster in uns die Somatischen Marker eine Befindlichkeit der Verbundenheit mit der Welt aktivieren, dann strömt der neurobiologische Cocktail aus Glücksgefühlen! Jedes Embryo kommt mit dieser Grunderfahrung zur Welt: Es hat zuvor einen Embryo-Leben-lang die Erfahrung gemacht,

  • mit seiner Welt ganzheitlich verbunden zu sein,
  • getragen zu werden,
  • aufgehoben zu sein.

Dieses emotionale Netz bietet uns Entspannung pur!

Burger-Jacobi verstimmt Burger-Jacobi gestimmt

Das Instrument aus unserem Hörbeispiel enthält eine Werbung, nein, eine schriftliche Empfehlung von Dr. Johannes Brahms (Ehrendoktor der Schlesischen Friedrich-Wilhemls-Universität Breslau 1879). Doch wie so oft, wenn es sich um Klavier-Marketing dreht, geht die Wirkung einer Empfehlung weitgehend verloren, wenn man sie im Inneren des Klaviers versteckt, in jener Black Box, in der auch das Wunder der Klaviermechanik verborgen ist.

Empfehlung von Brahms für Burger-Jacobi

Diese Story mit Brahms spielt auch heute noch bei der Reputation von Burger & Jacobi eine Rolle. Tatsächlich findet man bei Wikipedia lediglich unter Klavierbauer einen Eintrag der einstmals schweizerischen Klavierhersteller. Auf der Seite Pianoservice Hofmann aus der Schweiz kann man lesen: Im Januar 1991 schloss die letzte Produktionsstätte für Klaviere in der Schweiz ihre Tore für immer. Doch auf der neuen, aus Italien stammenden Homepage kann man lesen, dass Burger & Jacobi 1990 von der italienischen Ciampi-Gruppe gekauft worden ist. Die neuen Eigentümer beschlossen, die Marke als Made in Europe neu zu positionieren. Die gleiche Strategie verwendet übrigens der Berliner Klavierbauer C. Bechstein Pianofortefabrik AG Berlin seinem Tochterunternehmen C. Bechstein Europe.

Tatsächlich hat man als Firmensitz für das neue Burger & Jacobi die tschechische Klavierbauerstadt Hradec Králové gewählt. Das ist die Heimatstadt des großen tschechischen Klavierbauers Petrof, von dem man munkelt, dass er auch schon in engem Kontakt mit interessierten Chinesen stehen soll. Dazu findet man jedoch nur bei der deutschen Wikipedia einen Hinweis, dass nämlich im Zweitwerk Jiříkov in China vorgefertigte Pianos für die Zweitmarke Weinbach endmontiert werden.

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