Das Bülow-Piano (Baujahr 1909) aus unserem Hörbeispiel wurde von Wilhelm Arnold (Aschaffenburg) gebaut. Auf der Gussplatte findet man die Hinweise über den Stolz der Klavierbauer, Anfang 1900 Teil einer Hochkultur zu sein. Das Instrument hat ist 1,40 m hoch. Die Basssaiten sind dementsprechend lang und der wunderbare Klang der tiefen Töne ist somit erklärbar.
Als erstes hören Sie die Verstimmung. Dabei fällt schon auf, dass das Pedal ein unangenehmes Nebengeräusch erzeugt. Ferner hören Sie als inzwischen geschulter Hörer der Aufnahmen der Klavierstimmerei Praeludio® das so genannte Trommeln der Hämmer beim Spielen. Das heißt, die Hämmer schlagen mehrfach die Saiten an, und zwar nach Belieben und somit verhindert die fehlerhafte Regulierung der Klaviermechanik die optimale Spielkontrolle.
Bülow-Piano verstimmtNormalerweise gehe ich so vor, dass ich nun zuerst das Klavier stimme und dann die Mechanikarbeiten durchführe. Doch diesmal bin ich aus gutem Grund anders vorgegangen. Zuerst habe ich das Nebengeräusch des Pedals beseitigt:
Ohne NebengeräuschBei den Arbeiten am Pedal unterhalb des Spieltisches fallen einige Besonderheiten der Klavierkonstruktion auf. So wechselte der Klavierbauer Wilhelm Arnold innerhalb des Basssteges die Richtung der Schränkung der Saiten.
Ungewöhnlich ist auch, dass die drei Saiten in der Mittellage sowie im Diskant alle auf einem einzigen Anhangstift gebündelt worden sind:
Als nächstes habe ich die Klaviermechanik so eingestellt, dass die Hämmer nicht mehr trommeln. Somit habe ich es mir selbst erspart, bei jedem Anschlagen des Tons die mit der falschen Einstellung des Spielwerks verbundene unangenehme Spielart zu spüren. Grundsätzlich ging es bei dem Auftrag aber darum, nicht nur einfach ein Klavier zu stimmen, sondern genau genommen ein Klavier zu verzaubern, so dass es für ein junges Mädchen wieder reizvoll und interessant wird. Diesen Auftrag hatte ich intuitiv erfasst und bekam am Ende die Bestätigung, dass in der Klavierspiel-Karriere dieser kritische Punkt erreicht war. Daher war es mir ein inneres Anliegen, zuerst all die Störungen zu beseitigen, um mich dann ganz auf die gute Stimmung konzentrieren zu können:
Ohne TrommelnErst im letzten Schritt folgte nun die gute Stimmung auf den universalen Kammerton von 432 Hertz. Nun konnte das Piano ganz ohne Störung seinen angenehmen Klang entfalten. Dabei fällt auf, dass es für seine Größe von 1,40 m gar nicht so laut ist, sondern vor allem im Diskant eher dezent wirkt:
Bülow auf 432 Hertz gestimmtDas traditionelle Problem der Klavierbauer mit dem Marketing kann man an solch älteren Klavieren immer wieder sehr schön nachvollziehen. So bemühte man sich auf Weltausstellungen um Auszeichnungen, die man auch stolz auf der Gussplatte verewigte. Doch das Möbel um den Klangkörper herum verhindert, dass außer dem Klavierstimmer jemand die ruhmreichen Erfolge wahrnimmt:
Vom Stolz des Klavierbauers Wilhelm Arnold zeugt das schöne Logo im Zentrum der Gussplatte: