Wenn der Klavierservice den Klang Ihres Pianos bearbeitet, dann optimiert er letztlich das Klangmuster für unsere Ohren. Denn unsere Ohrmuskeln werden entsprechend der gebotenen Klänge moduliert. Mit der Anpassung des Hörens verbunden sind interne Schaltkreise, die uns auf Erholung, Dialog oder Flucht einstellen. Wohlklang führt tatsächlich dazu, dass man sich wohl fühlt!
Ein hoher Klangkörper ist die erste Voraussetzung für Klangqualität. Hören Sie hier ein 1,40 m hohes Klavier der Marke Bacher. Genießen Sie, wie Sie den starken Bass im Bauch spüren. Jedes Embryo durchläuft diese Stufe des Hör-Fühlens.
Wie erzeugt der Klavierservice Mehrwert? Durch die gute Stimmung. Das ist die Basis. Darauf baut der Klang auf. Hören Sie den Fortschritt, den man nach der Stimmung durch die Modulation des Klangs zusätzlich erreichen kann!
Störungen aktivieren das Bewusstsein. Aber damit Musik wirken kann, müssen wir das Bewusstsein abschalten können. Störungen verhindern somit die Wirkung von Musik. Das ist in dieser Aufnahme zu hören. Die Mechanik ist derart schlecht reguliert, dass die Hämmer vor allem beim Leisespiel trommeln. Das heiß: Wie oft der Klavierhammer nach dem Drücken der Taste gegen die Saiten schlägt, ist ein zufälliges Ergebnis. Außerhalb Ihrer Spielkontrolle. Das führt in der Konsequenz dazu, dass Sie nur noch versuchen werden, den Fehler zu vermeiden, anstatt Ihren Ausdruck zu optimieren.
Gerne werfen wir anderen unehrliche Geschäftspraktiken vor. Doch wir selbst praktizieren die gleichen Praktiken. Lesen Sie von diesem Beispiel des Klaviermarketings aus Deutschland. Die Hinweise designed by oder selected by suggerieren, dass das Instrument aus dem gleichen Land kommt, wie der Name, der danach folgt. Doch das ist eine Irreführung, denn dieses Instrument stammt aus chinesischer Produktion. Doch das ist schon eine Geschichte aus der Vergangenheit. Denn Schimmel hat sich im Januar 2016 selbst an den größten Klavierhersteller Chinas verkauft!
Dieses May-Klavier verrät uns darüber hinaus, dass man sich bei der Konzeption des Innenlebens nun auch an Yamaha orientiert. Das heißt: Man verwendet dicke Druckstäbe und verzichtet auf den Filz unter den Saiten im Bereich des Wirbelfeldes auf dem Stimmstock.
Vermutlich ist Ihnen der englische Klavierbauer Kemble unbekannt. Dennoch lohnt es sich, wenn Sie einen Augenblick aufmerksam lesen und hinhören. Denn in dem Kemble-Klavier steckt ein Teil der aktuellen Geschichte des Klavierbaus, der Verlagerung weg von Europa nach Asien. Kemble ist ein positives Beispiel, wie aus einem Billiglohnland ein besseres Produkt als aus Europa kommen kann. Lesen Sie Die Kemble Story!
Das Yamaha-Konzept mit starken Druckstäben ohne Filz unter den Saiten im Kemble-Klavier:
Yamaha-Hammerköpfe im Kemble-Klavier:
Eine Seriennummer im Kemble-Klavier, die uns zum einen verrät, dass dieses Instrument in Indonesien produziert worden ist. Aus dieser Region stammen Seriennummern in einer Höhe, wie sie bislang im Klavierbau als unmöglich erachtet worden sind. Das ist einer von mehreren Hinweisen auf den Erfolg des Unternehmens Yamaha im akustischen Klavierbau sowie aufgrund der zusätzlich innovativen Hybrid-Pianos der aktuell führenden Rolle der Japaner.
Manchmal warnen mich Kunden vor dem Anspielen Ihres Pianos: Erschrecken Sie nicht! Meistens erschrecke ich nicht. Die Verstimmung geht durch mich hindurch wie ein Windhauch, der mich ahnen lässt, vor welcher Herausforderung ich gerade stehe bzw. sitze. Hier handelt es sich um ein Klavier der Klaviermanufaktur Steingraeber. Es wurde damals noch unter der Regie des Gründers Eduard Steingraeber in Bayreuth gebaut.
Laut der Seriennummer verließ das Klavier 1890 die Hallen der Klavierfabrik und ist somit eigentlich ein Pianoforte.
Es ist 1,45 m hoch, hat noch eine Oberdämpfermechanik sowie ein echtes Una-Corda-Pedal.
Das Instrument wurde vor etwas mehr als 10 Jahren generalüberholt. Anschließend stand es mehr oder weniger ungebraucht herum, um sich in den Zustand zu verstimmen, indem ich es vorgefunden habe. Eigentlich eine seltsame Geschichte. Aber so sind eben die Wege des Lebens.
Dieses Kleinklavier der deutschen Premiummarke Schimmel wird im Klavierunterricht eingesetzt. Daher wird es regelmäßig zwei- bis dreimal jährlich gestimmt. Doch der Besitzer klagt bei jeder Stimmung, dass sich das Klavier recht schnell verstimmen würde. Und tatsächlich hören Sie in diesem Beispiel ein ziemlich verstimmtes Kleinklavier.
Beim Stimmen selbst muss man einige Kompromisse eingehen. Vor allem im Bass. Das ist typisch für die meisten Kleinklaviere, schließlich sind die Bedingungen für eine optimale Stimmbarkeit gerade im Bass äußerst ungünstig. Aus diesem Grund ist der Konzertflügel 3 m lang, um nämlich aufgrund des entsprechend großen Resonanzbodens nicht nur einen möglichst großen Raum mit vielen Zuhörern beschallen zu können, sondern vor allem um die Stimmbarkeit der Bass-Saiten zu optimieren. Kein Wunder also, wenn bei einem Klavier von lediglich 1,10 oder 1,12 m Höhe der Bass nur mit Kompromissen zu stimmen ist.
Auch der Klang ist nicht wirklich angenehm. Dieses Phänomen trifft man gerade bei Kleinklavieren häufiger an und es stellt sich die Frage, was denn eigentlich die Voraussetzungen für einen guten Klavierklang sind? Lässt sich der im Vergleich zu höheren Klavieren schlechtere Klang durch die Konstruktion erklären? Das würde heißen, ein kleiner Klangkörper mit dementsprechend kurzen Saiten ist in seinen klanglichen Möglichkeiten begrenzt. Aber gibt es nicht Kleinklaviere anderer Marken, die einen weitaus angenehmeren Klang aufweisen und möglicherweise auch noch besser zu stimmen sind? Und wenn das der Fall ist: Was machen diese Marken dann anders?
Tatsächlich finden Sie nur ein paar Hörbeispiele weiter oben die Aufnahmen eines Klaviers der Marke Kemble. Wenn Sie selbst den Klang vergleichen, werden Sie bemerken, dass er angenehmer da weniger scharf und grell ist. Als Klavierstimmer kann ich Ihnen berichten, dass auch die Stimmbarkeit wesentlich besser ist. Um wieviel besser die Stimmhaltung ist, kann man jedoch objektiv erst beurteilen, wenn man dieses Kleinklavier von Kemble unter ähnlichen Bedingungen (im regelmäßigen Klavierunterricht) über einen Zeitraum circa 2 Jahren getestet hat.
Was macht Kemble anders als Schimmel? Der Klangkörper ist ungefähr gleich hoch. Die Saiten sind somit auch gleich lang. Doch zum einen ist bekannt, dass die von Yamaha in Indonesien gebauten Klaviere, und somit auch die Instrumente der Marke Kemble mit so genannten Pure-Sound-Saiten ausgestattet sind. Diese haben kaum Nebenschwebungen und sind somit besser stimmbar. Schimmel verwendet bei diesen Klavieren noch die hochwertigen Hammerköpfe der Firma Louis Renner, aber schon damals nur die einfachste und somit kostengünstigste Struktur der Hammerfilze ohne Unterfilz.
Auch Yamaha wählt bei der preisgünstigeren Variante der Kemble-Klaviere die einfache Struktur der Hammerköpfe. Aber da Yamaha der einzige Hersteller ist, der aufgrund der Massenproduktion die eigenen Hammerfilze herstellt, ist zu vermuten, dass diese Filze besser sind, als die des deutschen Premiumherstellers Renner. Kemble fällt also sowohl klanglich als auch in der Stimmbarkeit dadurch positiv auf, da sie die für den Klang und die Stimmbarkeit hochwertigeren Komponenten verwenden. Dies führt mich zu der Frage: Sind die Premiumpianos aus Deutschland eigentlich ihr Geld wert?
Sie hören zum Vergleich die Aufnahmen vor und nach dem Stimmen eines japanischen Kleinklaviers Modell K15E von Kawai. Das Instrument hat lediglich die Höhe von 1,10 m.
Trotzdem überrascht vor allem der Bass mit seinem voluminösen Klang. Das Klavier hat eine sehr leichte Spielart, die einen geradezu verführt, die Finger über die Tasten perlen zu lassen. Der Klavierspieler muss sich ganz bewusst bremsen. Der Klavierklang ist ausgeglichen. Die Stimmbarkeit ist ausgezeichnet, was zum einen auf das verwendete Saitenmaterial (Pure-Sound-Saiten) und zum anderen auf die vergleichsweise starken Druckstäbe (Bild) in der Mittellage und dem Diskant zurückzuführen ist. Ferner verzichtet Kawai genauso wie der große Bruder Yamaha auf die Filzunterlage kurz vor den Stimmnägeln oben am Stimmstock.
Dieses Muster der fehlenden Filzunterlage treffe ich immer mal wieder auch schon bei 100 Jahre alten Pianos an. Doch durchgesetzt hat sich dieser Verzicht erst, seitdem Yamaha es so erfolgreich praktiziert. Auch die deutschen Klavierbauer haben zum Teil schon die stärkeren Druckstäbe von Yamaha übernommmen. Nur an der Filzunterlage hält man trotzdem noch fest ,da die Klavierbauer hier sehr traditionsgebunden zu sein scheinen. Das will ich gar nicht kritisieren, aber den Dialog mit den Klavierstimmern anregen, die nämlich etwas über den Zusammenhang zwischen der Filzunterlage mit einem verzögerten Reagieren der Saitenspannung beim Stimmen konstruktiv beitragen können. Aber anstelle des Dialogs folgen wir den Vorgaben unserer Großväter.
Das scheint in Japan anders gewesen zu sein. Daher war es auch Yamaha, dem es gelang, den Klavierbau zu automatisieren. Die technisch problemlosen und gleichzeitig preisgünstigen Instrumente aus Japan wurden zum Verkaufsschlager. Kawai profitiert wie Yamaha von günstigen Bedingungen für Musikinstrumentenhersteller in Japan und hat bis heute über 2 Millionen Pianos gebaut und verkauft. Von derartig hohen Stückzahlen sind sämtliche deutschen Hersteller weit entfernt. Ebenso haben uns die Japaner die Iniative zur Innovation im Klavierbau längst abgenommen. Es ist daher nicht nachvollziehbar, warum sich immer noch das Vorurteil gegenüber den angeblich lediglich kopierten Produkten aus Japan bis heute hält, gleichzeitig aber neben den neuen und alten Klavieren die Fernseher von Samsung aus Korea stehen und die in China hergestellten iPhones liegen. Damit will ich nicht die japanischen Klaviere in den Himmel loben, sondern die Wirklichkeit beschreiben, wie sie ist. Nur wenn wir das annehmen können, wird es anschließend möglich sein, sich im Wettbewerb den neuen Kräften zu stellen. Kawai hat mit der Sonderedition der Shigeru-Kawai-Flügel ein technisch, klanglich und preislich konkurrenzfähiges Premiumprodukt. Yamaha hat sich der neuen Herausforderung aus China mit einer weiteren Steigerung der Verarbeitungsqualität seiner Pianos sowie uns Staunen lassende Innovationen wie das TransAcoustic-Piano erfolgreich gestellt. Die deutschen Bemühungen im Wettbewerb vor allem mit dem Chef im Ring des Klaviermarketings, Yamaha, sind bislang entweder kläglich gescheitert, wie die jüngste Geschichte von Bechstein zeigt, oder bescheiden, wenn ich an das e-Klavier von Blüthner denke.
Die Firma I.C. Neupert (Bamberg) wurde 1868 gegründet. Ursprünglich baute Johann Christof Neupert in Münchberg Flügel und Klaviere. Heute ist die Firma mit Sitz in Bamberg der letzte große Hersteller von historischen Tasteninstrumenten (Cembalo, Spinett, Virginale, Klavichorde, Tafelklaviere, Hammerflügel). Zur Hochzeit des Klavierbaus (1900) gründete Neupert ein Verkaufsgeschäft in Nürnberg, später auch in Bayreuth und München. Der Gründer war ein leidenschaftlicher Sammler von historischen Tasteninstrumenten. Seine Sammlung befindet sich seit 1968 vollständig im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg.
Das Klavier aus diesem Hörbeispiel ist demnach schon älter. Mangels einer Seriennummer kann man das Alter lediglich auf Anfang 1900 schätzen. Die Geschichte des Klaviers bei seiner jetzigen Familie ist relativ typisch für das insgesamt um Harmonie bemühte Verhalten der Klavierbesitzer: Man liebt das gute alte Stück, hat zu ihm längst eine innige Beziehung aufgebaut - auch wenn es sich nur um ein Gebrauchsgut handelt. Gar nicht untypisch ist die Phantasie und der Mut zu außergewöhnlichen Lösungen in dieser Familie, denn schon nach kurzer Zeit wurde die Möglichkeit diskutiert, aus dem Klavier als Transparent-Piano einen echten Hingucker zu machen. Schauen wir mal, was aus der Idee wird...
Die Firma Hofmann-Czerny (Wien, Österreich) wurde 1902 gegründet. Das ist vielleicht schon die erste Überraschung, denn ich selbst ging bislang davon aus, dass Klaviere dieser Marke bei Petrof in Tschechien gebaut würden. Zu dieser Schlussfolgerung verführt die Bauweise des Klaviers: Die Saiten werden vom A2 bis zum c5 komplett durch so genannte Agraffen geführt. Diese Bauteile kommen aus dem Flügelbau und werden heute im Klavier nur noch bei den Firmen eingesetzt, die sich nach wie vor dem traditionellen Klavierbau verbunden fühlen, bei dem der Flügel das Leitbild für die Klavierbauer ist. Agraffen machen das Beziehen des Klaviers teurer und sie stehen in dem schlechten Ruf, bei den Saiten Nebenschwebungen zu erzeugen. Das heißt, die Stimmbarkeit ist bei solchen Klavieren erschwert.
Tatsächlich hat das Kleinklavier der Marke Hofmann-Czerny, das 1959 gebaut worden ist, sehr viele unreine Saiten. Darüber hinaus sitzen die Stimmnägel nicht sehr fest, so dass sich die Saitenspannung kaum setzen lässt. Das wiederum bedeutet, dass auch die Stimmhaltung nicht sehr gut sein kann.
Wie verhält sich die Stimmhaltung in der Praxis? Sehr unterschiedlich. Für die Stimmhaltung ist von Bedeutung
Der Resonanzboden liegt auf dem so genannten Rasten auf. Bei diesem Klavier hat man aus Gründen der Einsparung auf die Querbalken verzichtet. Das heißt, der Gussplatte fehlen Verankerungspunkte und der Resonanzboden ist insgesamt weniger stabilisiert. Im Zusammenhang mit der Entwicklung des Kleinklaviers war diese Bauweise eine Zeit lang üblich.
Hier finden Sie anschauliche Antworten auf die Frage: Warum verstimmt sich ein Klavier?
Was kann also bei einem solchen Klavier herauskommen? Nun, die gute Stimmmung wird zum Kunstwerk. Besteht eine regelrechte Häufung von negativen Faktoren, die einen zwangsläufig ein schlechtes Ergebnis erwarten lassen, so erläutere ich ein überraschend gutes Ergebnis gerne mit dem so genannten Emergenz-Effekt. Die Klavierstimmerei Praeludio® ist für solche Fälle mit der Hybrid-Stimmtechnik primaTEK© gut gerüstet. Wenn das Klavier mit seinem kleinen Klangkörper am Schluss zusätzlich mit einem angenehmen Pianoklang überrascht, dann verneigt man sich ehrfurchtsvoll vor diesem kleinen Wunder. Wie gut der Klang ist, hören Sie vor allem bei den ersten Hörbeispielen, bei denen die Kundin selbst zur Probe spielt. Aufgrund der Kommentare beim Probespielen ist sichergestellt, dass es sich auch hier um Live-Aufnahmen handelt.
Gelegentlich trifft man auf ein Klavier von Schimmel (Braunschweig), das kaum verstimmt ist. Von vorne schaut unser Piano völlig normal aus:
Erst wenn man sich das Klavier näher anschaut, findet man auf der Rückseite eine Besonderheit:
Das Klavier hat zusätzlich zum Basisrasten (Viereck) aus Holz einen Rasten aus Gusseisen! Dieses Kreuz stabilisiert nicht nur den Rahmen (Auflagefläche des Resonanzbodens). Deutlich sieht man die Schrauben, die durch den Resonanzboden hindurch gehen und für die Gussplatte auf der Vorderseite des Klaviers eine zusätzliche Verankerung sind. Somit wird im Klavier das System komplexer Zug- und Druckkräfte stabilisiert. Die Schwankungen der Luftfeuchtigkeit verlieren an Einfluss. Die gute Stimmung bleibt länger erhalten.
Hm. Ob das die Klaviertransportfirmen wissen, dass sie bei einem Klavier mit dem Duo-System von Schimmel wegen dem höheren Gewicht einen Aufpreis verlangen müssten? Vermutlich nicht...
Oben habe ich Ihnen in einem Hörbeispiel das Kleinklavier von Hofmann-Czerny vorgestellt. Dieses Piano hat zwar einen guten Klang, aber hinten keine Querbalken und somit wenig Stabilität in der Stimmung. Man nennt diese Klavierkonstruktion aus den 60er Jahren rastenlose Bauweise.
Schimmel hat mit dem Duo-System bewiesen, dass man Klaviere mit einer besseren Stimmhaltung bauen kann. Hat sich diese Idee in der Breite durchgesetzt? Oder besteht keine Nachfrage, kein Bewusstsein für Klaviere mit einer möglichst guten Stimmhaltung? Nein, durchgesetzt hat sich die Idee nicht. Sie können ja mal selber verschieden Suchworte in eine Suchmaschine eingeben. Gefunden werden nur Schimmel-Klaviere aus zweiter Hand mit diesem System. Auf der Homepage von Schimmel braucht man nicht zu suchen, denn dort gibt es weder eine Suche noch ein Stichwortverzeichnis. Ist möglicherweise das Marketing-Problem eines deutschen Klavierbauers die Ursache dafür, das nicht zum ersten Mal niemand die Innovation aus dem eigenen Land kennt? Denken Sie nur an Seiler (Kitzingen). Seiler hat einst das Hybrid-Piano erfunden. Mangels Marketing hat ihm das nicht geholfen. Denn die Firma ging in die Insolvenz und wurde von dem koreanischen Konzern Samick übernommen. Zum Thema Hybrid-Piano gibt es heute aus Deutschland keinen einzigen erwähnenswerten Beitrag - sieht man einmal davon ab, dass Bechstein (Berlin) − rund 20 Jahre nachdem Yamaha die bei Kemble gefundene Idee nicht nur erfolgreich am Markt positioniert sondern auf zahlreiche andere Instrumente übertragen hat − ein eigenes Silent-Piano designed hat. Gehört das Duo-System von Schimmel in die gleiche Gruppe von verpassten Marktchancen deutscher Klavierbauer?
Wir sind bei dem interessanten Thema der Stimmhaltung gelandet. Falls Sie noch nicht über die Zusammenhänge zwischen einer Besonderheit der Klavierkonstruktion, nämlich dem gewölbten Resonanzboden, und der Luftfeuchtigkeit Bescheid wissen, finden Sie hier alle Informationen:
Warum verstimmt sich ein Klavier?
Zum einen gibt es das Experiment von Steingraeber (Bayreuth) mit einem Resonanzboden aus Carbon. Früher gab es schon einmal Aufkleber auf Klavieren, die angeblich tropenfest sein sollten. In diesem Sinne ist die Wahl des Materials Carbon von Steingraber eigentlich gedacht. Aber wer das Klavier gehört hat, berichtet davon, dass es schlecht klingen sollen − also zumindest wesentlich schlechter als vergleichbare Klaviere mit einem Resonanzboden aus Holz. Steingraeber selbst meint dazu, dass Klaviere (gemeint sind natürlich Flügel) für Konzerte und Events häufig verstärkt würden, und man bei der Gelegenheit den Klang verbessern könnte. Auf den ersten Blick scheint das die Kapitulation eines Klavierbauers vor dem Bemühen um den guten Klang zu sein. Aber der Gedanke ist im Zusammenhang mit zukünftigen Varianten des Hybrid-Pianos möglicherweise eine interessante Option.
Eine weitere neue Idee ist erwähnenswert, da hier zum ersten Mal ein Konzept umgesetzt worden ist, das vorher unter Insidern schon diskutiert worden ist. Nämlich die Konstruktion eines Klaviers ohne die Wölbung im Resonanzboden. Dieses Klavier wurde im August 2014 erstmals in einer Miniserie produziert und der Erfinder dieses Pianos ist inzwischen schon als Klavierhersteller Mitglied im Bund Deutscher Klavierbauer. Er heißt David Klavins und seine Erfindung ist das UC-Piano (Una-Corda-Piano). Es ist ein Piano mit gleich einer ganzen Fülle von Tabubrüchen, die Klavierspieler als reizvoll einstufen werden. In diesem Konzept steckt Phantasie. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann andere die Konstruktion übernehmen werden. Doch weitaus spannender sind die Möglichkeitkeiten, die sich aus dieser Konstruktion in der Zukunft ergeben könnten. Natürlich gibt es noch keine Berichte von der Stimmhaltung dieses Instruments. Aber ich sollte unbedingt erwähnen, dass selbst wenn sich das Instrument verstimmt, das Stimmen vergleichsweise wesentlich schneller geht, denn das Una-Corda-Piano hat pro Ton nur eine Saite!
Zurück zu unserem Klavier von Schimmel mit dem Duo-System. Die Verstimmung des Klaviers ist beim isolierten Hören des ersten Hörbeispiels kaum zu hören. Erst wenn man die leichte Verstimmung mit der Endstimmung vergleicht, stellt man bei der gestimmten Version fest, dass die Einzeltöne präziser und somit die Wirkung des Stücks ruhiger ist. Erlauben Sie mir eine Frage: Hatten Sie zuvor schon einmal von dem Duo-System von Schimmel und damit im Zusammenhang von einer besseren Stimmhaltung gehört? Nein? Sehen Sie: Das ist Kundeninformation. Man nennt es auch Marketing!